Weimarer Malerschule


Hendrik Ziegler zeichnet in seiner 1999 vorgelegten Dissertation den Weg der Weimarer Malerschule von der Pleinairmalerei zum Impressionismus nach. Darin ordnet er auch den 1884 in die Schule eingetretenen Paul Riess ein. 2001 erschien Die Kunst der Weimarer Malerschule. Daraus zitiere ich im weiteren Verlauf meiner Ausführungen (S. 66ff).

Ziegler bestimmt eine pleinairistische Phase von Mitte der 1870er bis zum Ende der 1880er Jahre sowie eine impressionistische Phase von 1889/90 bis über 1900.

Die pleinairistische Phase als spezifische Bildästhtik weimarerischer Art beschreibt Ziegler wie folgt: „Merkliche Reduktion der motivischen Komplexität und deutliche Beschränkung der Farbskala auf eine graue Gesamttonigkeit (…) Hinwendung zum schlichten heimatlichen Motiv und zum konsequenten Freilichtstudium (…) Konzentration auf die Erfassung eines einzigen unspektakulären Landschaftsmotivs (…) Schmales Spektrum an Grau-, Blau- und Brauntönen (…) Atmosphärische Situationen, die besondere Beleuchtungseffekte bedingen würden, kommen selten vor“.

1889 werden Arbeiten von Claude Monet und 1890/91 weitere französische Impressionisten in Weimar vorgestellt. In der Folge wird auch in Weimar mit hellen, ungedämpften Buntfarben gemalt, wird ein dynamischer, meist fleckiger bzw. gestrichelter Farbauftrag entwickelt und sich verstärkt für Lichtphänomene interessiert.

Ziegler spricht von einem französisch inspirierten Katalysatorenschub der ohnehin bereits entwickelten reduktiven Tendenzen: „Der ausschnitthafte und fragmentarische Charakter der Darstellungen, auch der auf  Weitsichtigkeit hin angelegten Landschaften, wird deutlich betont. Auf bildliche Geschlossenheit und Ausgewogenheit der Bildhälften wird weitgehend verzichtet. Extreme Nahsicht und gesteigerte Weitsicht werden zu üblichen Darstellungsformen. Die ausschnitthafte Wirklichkeitserfahrung des Menschen fand zunehmend Eingang in die Gestaltung des gemalten Bildes.“

Paul Riess sei in diesem Kontext nicht einem engeren – impressionistisch orientierten – Kreis, sondern dem weiteren Umfeld  der Weimarer Malerschule zuzurechnen. Diese Maler „… öffneten sich nur bedingt den hellmalerischen Tendenzen und beschränkten sich auf eine moderate Weiterentwicklung der in den 1880er Jahren erreichten Positionen. “